Ich trete vor meine Haustür und atme tief ein. Sonnenstrahlen kitzeln mein Gesicht. Endlich ist der Frühling da, denke ich mir und freue mich auf den Spaziergang mit der Markgräfin Wilhelmine.
Auf dem Sternplatz werde ich schon erwartet. „Das wurde aber Zeit. Wir waren schon so lange nicht mehr gemeinsam spazieren“, weist mich die Markgräfin darauf hin. „Ja, das stimmt. Mir hat es auch gefehlt. Wobei bei dem Wetter in den letzten Wochen, hat es mich wirklich nicht nach draußen gezogen“, antworte ich ihr. „Zum Glück ist jetzt der Frühling in Bayreuth eingezogen. Heute will ich in den Hofgarten gehen!“, bestimmt Wilhelmine. Da man einer Markgräfin nicht widerspricht, machen wir uns auf, in Richtung des Hofgartens.
Vor dem Neuen Schloss angekommen erzählt sie mir, dass der linke Flügel ihr Reich war, sogar mit einem privaten Garten. Um uns den anzuschauen, laufen wir links an dem Schloss vorbei und gehen auf die Rückseite. Der rechte Teil des eingezäunten Bereichs, das war ihr Privatgärtchen. So einen großen eigenen Garten hätte ich auch gerne, denke ich mir.
„Zu meiner Zeit war ich sehr gerne im Hofgarten. Ich hatte auch noch Pläne ihn um ein Vielfaches zu vergrößern, aber daraus wurde leider nichts mehr.“, erzählt Wilhelmine weiter. „Ich finde den Hofgarten ebenfalls großartig. Er eignet sich wunderbar für eine Pause im Grünen, vielleicht sogar mit einem Picknick oder einem Spaziergang“, antworte ich ihr.
„Damals haben wir hier rauschende Feste gefeiert“, erinnert sich Wilhelmine, „ach übrigens, ab diesem Jahr könnt ihr auch ein Fest mit mir feiern, und zwar euren Geburtstag.“ „Wie das?“ frage ich sie. „Ganz einfach, wenn ihr zwischen sechs und zwölf Jahren alt seid und Lust habt, mit mir mein Bayreuth zu erkunden und anschließend hier, im Hofgarten, ein Picknick zu genießen, dann könnt ihr euch einfach bei der… Wie war noch einmal das neumodische Wort?“ „Tourist-Information“ helfe ich ihr aus. „Ja, genau dort könnt ihr, bei Interesse, einen Boten mit einer Nachricht hinsenden.“ „Naja, eine E‑Mail oder ein Anruf genügt“ füge ich grinsend hinzu.
Wir haben mittlerweile den Hofgarten einmal umrundet und der Nachmittag neigt sich dem Ende zu. Langsam wird es auch wieder kalt. Bis man ein abendliches Picknick im Hofgarten genießen kann, dauert es leider noch etwas. Ich verabschiede mich und mache mich auf den Heimweg. Kurz vor dem Verlassen des Hofgartens, drehe ich mich noch einmal herum und sehe die Markgräfin, wie sie einem verträumten Blick über ihr Paradies schweifen lässt. An was sie sich wohl gerade erinnert?