Jean Paul entschied sich für seine Wahlheimat Bayreuth. In seinen Werken kann man oft über seine Liebe zu Bayreuth lesen.
Inhaltsverzeichnis
Wer war Jean Paul?
Sein genialer Sprachstil und seine phantasiereiche Imaginationskraft, seine Gedankenflüge und Traumbilder, seine grandiosen Naturschilderungen und empfindsamen Gefühlsdarstellungen sind legendär. Der kühne Visionär und hintergründig-humorige Idylliker, der hinreißende Poet und lebenskluge Aphoristiker, der geniale Sprachschöpfer und romantische Denker Jean Paul bewegt noch heute den Verstand und die Herzen.
Zugleich war Jean Paul ein Kenner und Freund der Menschen, wie es die liebevollen Schilderungen von Originalen und auch skurrilen Gestalten, etwa des berühmten Schulmeisterlein Wuz, bestätigen. Seine Skizzen der menschlichen Charakterbildung, der Harmonie, des Friedens und der Gerechtigkeit zeigen Jean Paul als Musterfall des humanen Deutschen.
Der Poet Jean Paul und Bayreuth
Über Bayreuth schrieb er einmal die vielzitierte Huldigung: „Du liebes Bayreuth, auf einem so schön gearbeiteten, so grün angestrichenen Präsentierteller von Gegend einem dargeboten, man sollte sich einbohren in dich, um nimmer heraus zu können“. Oft siedelte Jean Paul die Handlungen seiner enzyklopädischen Romane in Bayreuth und seiner Umgebung an. Im Jahre 1902 schrieb der Kritiker Alfred Kerr ins Gästebuch des Jean-Paul-Dichterstübchens in der Rollwenzelei: „Vergessen dich die Deutschen heut? Du bist der Meister von Bayreuth!“ Eine hochkarätige Huldigung für Jean Paul, aber zugleich ein Seitenhieb gegen Richard Wagner.
Sieben Mal hatte Jean Paul seit 1804 in Bayreuth die Wohnung gewechselt, bevor er sich 1813 für den Rest seines Lebens und die größere Hälfte seiner Bayreuther Zeit im Haus Friedrichstraße 384 (heute Nr. 5) im 2. Stock einrichtete. Hauswirt war seit 1817 der aus Ansbach zugezogene jüdische Bankier I.J. Schwabacher, der das 1. Stockwerk bewohnte.
Leben und Sterben
Auf sein Äußeres gab Jean Paul wenig. Frau Caroline beklagte sich bitter, dass ihr Mann einen prächtigen neuen Schlafrock besitze, aber immer den alten, schäbigen benütze. Bier und Wein sind Jean Paul unerlässliche Elixiere schon seit der Jahrhundertwende. Das Bayreuther Bier stand nicht am Ende der Argumente, die für Bayreuth als endgültigen Wohnsitz gesprochen hatten. Der Dichter aber war kein Trinker, wie so gern pauschaliert wird. Er hat seine alkoholischen Mixturen nach Plan für den Arbeitsantrieb mit schöner Regelmäßigkeit über den Tag verteilt; der Leberzirrhose konnte er jedoch nicht entkommen. Dabei hatte er im Essen geradezu die Kargheit der Jugend beibehalten, und seine Bitten um Kartoffeln, „etwas Suppe und Salat“ rühren noch heute. Fast erblindet und von der Bauchwassersucht geplagt, befasst sich Jean Paul noch bis zu seinem Sterbetag mit der geplanten Gesamtausgabe seiner Werke. Nur am letzten Tag findet ihn der zu Hilfe geholte Neffe Richard Otto Spazier (1803–1854) auf dem Sofa liegend vor; die Unterhaltung wird fortgesetzt bis zu den gemurmelten Worten Jean Pauls „Wir wollen’s gehen lassen.“ Gegen 20 Uhr trat der Tod ein.
Ludwig Börne sagte in seiner Denkrede auf Jean Paul unter anderem: „Ein Stern ist untergegangen, und das Auge des Jahrhunderts wird sich schließen, bevor er wieder erscheint; denn in weiten Bahnen zieht der leuchtende Genius, und erst späte Enkel heißen freudig willkommen, von dem trauernde Väter einst weinend geschieden. Nicht allen hat er gelebt! Aber eine Zeit wird kommen, da wird er allen geboren und alle werden ihn beweinen. Er aber steht geduldig an der Pforte des zwanzigsten Jahrhunderts und wartet lächelnd, bis sein schleichend Volk ihm nachkomme.“
Die Rollwenzelei: Jean Pauls Dichterstube
Das Haus hat eine lange Geschichte und eine Besonderheit, wie man sie selten findet: Es ist das Haus, in dem der Dichter Jean Paul die letzten 20 Jahre seines Lebens, von ca. 1805 bis 1825, fast täglich verkehrte und arbeitete. Das kleine Wirtshaus am Rande der Stadt wird damals von den Eheleuten Rollwenzel betrieben. Nach den ersten Eigentümern wird das Haus bis heute noch die Rollwenzelei genannt.
Seine „Dichterstube“, die ihm die damaligen Wirtsleute zur Verfügung stellten, ist noch heute in seiner ursprünglichen Form erhalten. Der Dichter wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Dies spiegelte sich auch in seiner Dichterstube wider. Nur die nötigsten Gegenstände waren darin zu finden. Was jedoch viel wichtiger war: Jean Paul fand dort in dieser kleinen Stube die nötige Ruhe, um sich voll und ganz auf seine Poesie zu konzentrieren. Der weite Blick über die Felder und Wiesen der Natur Bayreuths halfen ihm zur nötigen Inspiration.
Im Rahmen der Restaurierung 2006–2010 konnte die Stube wieder so hergestellt werden, wie sie Jean Paul gesehen hat; weiter wurde das wohl kleinste Museum Deutschlands um einen Ausstellungsbereich erweitert.
Der Jean Paul Weg
Auf vielfältige Weise begegnet man in Bayreuth noch heute Jean Pauls Vermächtnis. Bei seinem Wohn- und Sterbehaus in der Friedrichstrasse, der Grabstätte auf dem städtischen Friedhof oder bei dem zentralen Denkmal auf dem Jean-Paul-Platz. Außerdem ist die Rollwenzelei auf dem Weg zur Eremitage ein wichtiger Schauplatz des Dichters gewesen. Er kehrte fast täglich in deren Gaststube ein, um zu schreiben. Die Schlösser und Parks der Eremitage und das Schloss Fantaisie inspirierten den Dichter für einige seiner schönsten Romanszenen.
Diese Schauplätze sind durch den Jean-Paul-Weg miteinander verbunden. Bayreuth wurde 2010 als Etappe des Jean-Paul Wegs, der durch weite Teile Oberfrankens führt, aufgenommen. Zahlreiche Informationstafeln an verschiedenen Orten lassen die Leser eintauchen in das Leben und Wirken des Dichters. Die 161 Tafeln greifen zu Ehren des Dichters verschiedene Themen auf und geben einen Einblick in das Leben Jean Pauls. Kurze Texte oder Aphorismen unterstreichen die Beschreibungen der Natur Oberfrankens. Die Wegkarten auf den Tafeln geben zudem noch eine Übersicht, wo man sich auf dem Wanderweg befindet.
Der Wanderweg verbindet einige der wichtigsten Lebensstationen des Dichters miteinander und führt den Wanderer durch ganz Oberfranken. Insgesamt erstreckt sich der Weg über 200 km und führt von Joditz bei Hof über Wunsiedel zum Endpunkt nach Wonsees in den Ortsteil Sanspareil.
Jean Paul Flyer zum Download
Lernen Sie den Dichter Jean Paul in den Prospekten näher kennen, die wir Ihnen zum Download zur Verfügung stellen: