Heute ist der 3. Juli und damit der Geburtstag einer für Bayreuth prägenden Frau: Wilhelmine. Sie wurde am 3. Juli 1709 in Berlin geboren und heute wäre ihr 310. Geburtstag! Würde sie ihn heute feiern, sähe das Fest doch sehr anders aus als damals. In ihren Memoiren schreibt sie zum Beispiel über ihren elften Geburtstag: „Der König [Friedrich Wilhelm I., ihr Vater] feierte meinen Geburtstag, gab mir sehr schöne Geschenke, und abends war Ball“. Leider geht sie nicht darauf ein, wie diese schönen Geschenke aussahen, die sie an ihrem elften Geburtstag bekam. Aber zumindest können wir uns vorstellen, wie der Ball abends aussah: Man hatte Musiker eingeladen, es wurde barocke Tanzmusik gespielt und dazu gemeinsam wurde getanzt. Dabei musste jeder Schritt stimmen, getaktet zur Musik. Aus einer Vogelperspektive muss das toll ausgesehen haben. Insgesamt schien Wilhelmine die Bälle am Hofe ihrer Eltern immer sehr zu mögen, da sie die Langeweile unterbrachen, die sie oft beklagte. Was sie wohl an dem Tag damals gegessen und getrunken hat? Das dürfte auf jeden Fall etwas anders ausgesehen haben als auf einer heutigen Geburtstagsfeier. Insbesondere das für mich obligatorische Geburtstagsbier war damals in Adelskreisen überhaupt nicht schicklich, da Bier als Getränk des einfachen Volkes galt.
Ein tolles Geschenk, das Wilhelmine zu ihrem 36. Geburtstag bekam, können wir heute noch in seiner wunderschönen Pracht betrachten: die Eremitage zu Bayreuth. Mit diesem Geschenk war Wilhelmine sehr zufrieden und begann, die Eremitage so umzugestalten, wie man sie heute auch noch besichtigen kann: das Neue Schloss wurde gebaut und die wunderschöne Brunnenanlage davor hergerichtet, die Untere Grotte angelegt und, was ich immer besonders schön finde, das Ruinentheater gebaut. In heißen Tagen lohnt es sich, die Wasserspiele in der Oberen und Unteren Grotte zu besichtigen, wobei man auch wie Wilhelmine bei gutem Wetter Zeit in der Drachenhöhle verbringen kann, auch wie sie damals lesend und den kühlen Schatten genießend. Für erfrischende Luft sorgt ein kleiner Brunnen, der anstelle des namengebenden Drachen fröhlich in der Grotte plätschert. Bei zu großem Durst kann man sich heute auch wunderbar im Restaurant Eremitage oder im Café am Neuen Schloss erfrischen, von wo aus man einen exklusiven Blick auf die Wasserspiele der Oberen Grotte hat.
Nicht so schön verlief ein Geburtstag, den Wilhelmine in Berlin verbrachte, als sie schon mit Markgraf Friedrich verheiratet war und eigentlich in Bayreuth wohnte. Sie war zur Hochzeit einer ihrer Schwestern angereist. Während ihre Geschwister und ihr Vater sie gebührend beschenken wollen, ist sie schwer enttäuscht und auch verärgert von dem Verhalten ihrer Mutter. Entsprechend schreibt sie in ihren Memoiren: „Da tags darauf mein Geburtstag war, besuchten mich des Morgens alle Prinzen und Prinzessinnen. Alle machten sich ein Vergnügen daraus, mir Geschenke zu bringen; ich erhielt ganze Körbe voll, wobei sich alle, die Königin ausgenommen, beteiligt hatten. Wir gingen dann alle zu meiner Schwester und von ihr zum König. Er lag mit Gichtschmerzen zu Bett. Sobald er mich sah, rief er mich zu sich und wünschte mir viel Glück; zur Königin wendend, trug er ihr auf, ein Geschenk für mich auszusuchen. »Sie soll selbst wählen,« sagte er, »ich will es bezahlen, und Sie müssen ihr auch eins geben.« Die Königin ließ am Nachmittag einige Juweliere kommen und gebot mir, herauszusuchen, was mir am besten gefiele. Ich sah eine kleine mit Brillanten besetzte Uhr aus Jaspis, für die ein Kaufmann vierhundert Taler verlangte, und meine Wahl fiel auf diese Uhr. Die Königin betrachtete sie eine Weile, dann warf sie mir verächtliche Blicke zu: »Glauben Sie wirklich,« sagte sie, »daß Ihnen der König ein so ansehnliches Geschenk machen wird? Sie haben nichts zu leben und wollen Uhren haben?« Sogleich schickte sie die ganze Auslage weg und behielt einen kleinen Ring, der zehn Taler kostete. Diesen gab sie mir und sagte dann dem König, es sei alles zu teuer gewesen, daß sie nichts hätte wählen können.“ Eine derartige Behandlung hätte auch mir den schönsten Geburtstag zerstört. Allerdings hatte ihre Mutter auch wirklich einen wunden Punkt getroffen: Friedrich und Wilhelmine lebten in den ersten Jahren in ärmeren Verhältnissen, als Wilhelmine das von Zuhause aus gewohnt war. Trotz der Bitten wurden sie auch nicht vom Berliner Hof finanziell unterstützt. Erst mit dem Tod ihres Schwiegervaters im Jahr 1735 änderte sich die Situation, da sie dann Zugriff auf die Finanzen des Markgrafentums hatten. Deshalb war es Wilhelmine und Friedrich dann später auch möglich, ihre Vorstellungen in der Eremitage und auch in der Innenstadt umzusetzen. Da die Eremitage als Geburtstagsgeschenk an Wilhelmine der Startschuss für die Gestaltung der Parkanlage in ihre heutigen Form war, werde ich mir für Wilhelmines diesjährigen Geburtstag die Zeit nehmen die Eremitage zu besuchen und mir vorzustellen, wie sie wahrscheinlich an so manchem Geburtstag begleitet von ihren Hofdamen und Hunden durch die Gartenanlage gelustwandelt ist, im kleinen Pavillon beim Alten Schloss eine Pause eingelegt hat und ihnen erfrischende Getränke serviert wurden. Meine Erfrischung werde ich dann im Café des Neuen Schlosses genießen, während ich den Wasserspielen der Oberen Grotte zuschaue.