Die Markgräfin Wilhelmine hatte bedeutenden Einfluss auf Bayreuth. Ohne ihr Schaffen wäre Bayreuth nicht die Kultur- und Musikmetropole, die sie heute ist.
Inhaltsverzeichnis
Der Erklärfilm zur Markgräfin Wilhelmine
In diesem informativen Animationsfilm zur Markgräfin Wilhelmine erhalten Sie Informationen über ihre Jugend in Berlin und Potsdam, über ihren ersten Eindruck von der kleinen Stadt Bayreuth, in die sie verheiratet wurde und über ihr kreatives Schaffen.
Das Leben der Markgräfin Wilhelmine
In jungen Jahren
Die Prinzessin und spätere Markgräfin Friederike Sophie Wilhelmine kam als Tochter des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. von Preußen und seiner Ehefrau Sophie Dorothea aus dem Hause Hannover am 03. Juli 1709 zur Welt.
Die junge Prinzessin wuchs in einem ehrgeizigen Haus auf. Ihre Mutter verfolgte den Plan sie zur nächsten Königin Englands zu machen. Um dieses Ziel zu erreichen, erhielt Wilhelmine eine sehr umfassende Ausbildung. Sie erlernte — neben Deutsch — die Sprachen Französisch, Englisch, Italienisch, Lateinisch und Griechisch und sie konnte die Bibel in Hebräisch lesen. Des Weiteren bekam sie Unterricht in Musik und Kunst. Sie erlernte mehrere Instrumente und entdeckte dadurch ihre große Liebe zu der Musik und dem Komponieren.
Perfekt vorbereitet auf die Aufgaben einer Königin, scheiterte der gemeinsame Plan jedoch nach zwei Jahrzehnten. Der englische Hof stimmte der Heirat nicht zu, dementsprechend war die Enttäuschung bei Mutter und Tochter groß.
Wilhelmines Vater hatte nach der erschütternden Nachricht jedoch schon einen neuen Plan geschmiedet. Seine älteste Tochter sollte den Bayreuther Erbprinzen Friedrich zum Mann nehmen, um die fränkische Markgrafschaft wieder enger an gemeinsame Wurzeln zu binden.
Die Prinzessin hegte zu dieser Entscheidung unterschiedliche Gefühle: einerseits hatte sie sehr viel Glück, da sie und ihren Ehemann eine enge Beziehung verband. Gleichzeitig empfand sie die Ankunft in der Provinzstadt als einen gesellschaftlichen Abstieg und erlitt einen Schock bei der ersten Begegnung mit dem einfachen Leben des Markgrafentums.
Die Markgräfin Wilhelmine in der Provinz
Auf Anhieb vermisst die preußische Prinzessin den Einfluss der französischen Kultur. Die Adlige verbringt ihre Tage auf dem Hof mit Literatur und Musik. Zudem legt sie besonderen Wert auf perfekte Manieren, elegante Kleidung und eine genaue Trennung zu Personen unterhalb ihres Ranges. Sie umgab sich mit einem kleinen höfischen Kreis, in dessen Gesellschaft man nur auf Französisch mit ihr sprechen durfte.
Die Markgräfin Wilhelmine haderte lange mit ihrem Schicksal, da sie sich ihr Leben als Königin vorgestellt hatte und nicht als Markgräfin einer kleinen Provinzstadt. Schlussendlich entschied sie sich jedoch dazu Bayreuth, ihren neuen Lebensmittelpunkt, selbst zu gestalten. Innerhalb von zwei Jahrzehnten erschuf sie Bayreuth praktisch neu und verwandelte es nach ihren eigenen Wünschen.
Wilhelmine als bauwütige Fürstin
Eine Stadt im Umschwung
Ihr Ehemann schenkte ihr zu ihrem 24. Geburtstag die mittlerweile weltberühmte Eremitage. Im selben Zug begann die Markgräfin mit ihren Planungen für eine Um- und Neugestaltung der Parkanlage. Der Landschaftspark wurde in den nächsten Jahren zu einem wahren Kleinod. Das Alte Schloss innerhalb der Anlage wurde umgestaltet und erweitert, zudem wurde ein Neues Schloss mit Sonnentempel errichtet sowie ein Ruinentheater im Park gebaut.
Als weiteren Landsitz ließ die Markgräfin Wilhelmine den Felsengarten Sanspareil (frz. sans pareil = ohnegleichen) in der Nähe der Gemeinde Wonsees errichten. Mit dem Bau des Parks entstand ihr eigenes Felsentheater.
Sie hatte Gefallen am Gestalten gefunden und ergriff die Möglichkeit eine neue Stadtresidenz zu entwerfen, als der alte Bau bei einem Feuer fast vollständig zerstört wurde. In einem Brief an ihren Bruder Friedrich des Großen schrieb sie:
“Ich habe mir das Vergnügen gemacht, den Plan meines Palastes selbst zu entwerfen.”
Markgräfin Wilhelmine
Besonders wichtig waren ihr die kleinen Details, welche das Kennzeichen des Bayreuther Rokoko wurden. Das beeindruckendste Bauwerk, an welchem die Markgräfin mitarbeitete war das Markgräfliche Opernhaus. Anlässlich der Hochzeit ihrer einzigen Tochter, Elisabeth Friederike Sophie, wurde der Prachtbau eröffnet. Als eines der besterhaltenen barocken Opernhäuser zählt es seit 2012 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Wegen ihrer Liebe zur Musik übergab ihr Mann ihr die Intendantur über die Bayreuther Hofmusik. Markgräfin Wilhelmine kümmerte sich sehr leidenschaftlich um das Kulturleben des Bayreuther Hofes und etablierte mit der Zeit die italienische Oper. Über die Jahre hinweg schaffte sie es den Hof in Bayreuth kulturell und intellektuell auf den selben Stand der großen Höfe in Berlin oder Wien zu bringen.
Die Markgräfin starb im Jahr 1758 im Alter von 49 Jahren. Nach ihrem Tod fielen ihre Bauten in der Residenzstadt in einen Dornröschenschlaf.
Richard Wagner und Wilhelmine
Viele Jahre später suchte der Komponist Richard Wagner einen passenden Ort um seine Opern aufführen zu können und wurde auf das leerstehende Opernhaus aufmerksam. Als er im Jahr 1871 die Stadt mit seiner Frau Cosima besichtigte, fanden beide das Opernhaus zu imposant für seine Werke. Nichtsdestotrotz gefiel ihnen die Stadt so sehr, dass Wagner sich dazu entschied das berühmte Festspielhaus am Grünen Hügel zu errichten. Ohne die Bemühungen der Markgräfin Wilhelmine, Bayreuth in einen kulturellen Hotspot zu verwandeln, würden heutzutage die Festspiele vielleicht in einer anderen Stadt stattfinden.
Die Spuren der Markgräfin heutzutage
Noch heute finden Sie die Spuren der Markgräfin im modernen Bayreuth. Die Eremitage ist heutzutage ein beliebter Ort um dem Trubel der Stadt zu entfliehen und einen gemütlichen Spaziergang am Abend zu machen oder das Alte Schloss mit den den prachtvollen Räumen zu besichtigen. Während den warmen Monaten überrascht die Parkanlage mit bunt und vielfältig bepflanzten Blumenbeeten und Wasserspielen am Oberen Bassin und in der Unteren Grotte. Aber auch im Herbst lässt sich die Anlage sehen: der angrenzende Laubwald verwandelt sich in ein farbenfrohes Blättermeer.
Besonders beliebt ist bei Besuchern eine Besichtigung des Markgräflichen Opernhauses. Im Rahmen verschiedener Führungen erfahren Sie viele interessante Informationen über die Bauweise und Besonderheiten, welche die Markgräfin in das Gebäude hat einfließen lassen.
Auch in Bayreuths Umgebung hinterließ die Markgräfin ihre Spuren. Der Felsengarten in Sanspareil ist innerhalb von 30 Minuten mit dem Auto zu erreichen und informiert Sie mit einigen Infotafeln über dessen Geschichte.
Im Erdgeschoss des Neuen Schlosses wurde ein Museum zu Ehren der Markgräfin eingerichtet. Verschiedene Galerieräume, wechselnde Ausstellungen und ein kleiner Museumsladen warten darauf entdeckt zu werden. Zudem werden verschiedene Veranstaltungen rund um das Thema der Markgrafen in Bayreuth veranstaltet. Themenführungen mit der Markgräfin selbst lassen Sie eine kulturelle Zeitreise durch Bayreuth machen.
Orte der Markgräfin Wilhelmine
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