Sankt Georgen ist ein heutiger Stadtteil Bayreuths, den ich erst recht spät entdeckt habe. Und dass, obwohl es dort so spannend ist!
Heute ein Stadtteil von Bayreuth, wurde Sankt Georgen am See Anfang des 18. Jahrhunderts durch Markgraf Georg Wilhelm als kleine Stadt außerhalb Bayreuths gegründet. Eine kurze Kutschenfahrt hat ihn zu diesem Ort seiner Träume gebracht, denn hier hat er nicht nur sich selbst und seinen Schutzheiligen, den heiligen St. Georg, im Namen der Stadt verewigt, sondern auch eine Stadt gebaut, die seiner Leidenschaft gewidmet war: der Seefahrt. Denn Markgraf Georg Wilhelm war als junger Mann in Europa von Hof zu Hof gereist, eine übliche Art des 18. Jahrhunderts sich in der Welt umzuschauen und vor allem zu sehen, wie an anderen Höfen regiert wurde. So ist er auch in die Niederlande und nach England gekommen und dort hat er die Seefahrt kennen- und lieben gelernt. Damit stand bei seiner Rückkehr nach Bayreuth der Entschluss fest: irgendwie musste es doch möglich sein, auch hier die Leidenschaft der Seefahrt ausleben zu können. Die Flüsse fielen allerdings als seefahrtsuntauglich weg, da sie für Schiffe viel zu klein waren, aber ein See, der sogenannte Brandenburger Weiher, befand sich etwas außerhalb von Bayreuth. Diesen wählte Georg Wilhelm aus für seine Version der Hofbelustigung. Er ließ den See ausbauen, befestigen und daneben ein Schloss und eine Straße für Matrosen bauen, die heutige Matrosengasse. Außerdem entstanden noch eine sehr schöne und besonders gebaute Markgrafenkirche, die Ordenskirche von Sankt Georgen, das Prinzessinnenhaus und eine Straße für die Hofgesellschaft. Große Feste wurden hier gefeiert und noch heute kann man durch Sankt Georgen laufen und erahnen, wie das damals ausgesehen haben muss. Den Weiher gibt es allerdings nicht mehr, man hat ihn irgendwann zugeschüttet, um Bauland zu bekommen.
Wenn man diese kleine Stadt erkunden möchte, kann man auf jeden Fall in der Ordenskirche beginnen, die in einer besonderen Kreuzform gebaut ist und auch die Ordenskirche des Ordens de la sincérité war. Weiter kann man dann die doch recht lange Straße mit sogenannten Typenhäusern entlanggehen, die für Adelige und einfachere Mitglieder des Hofes gebaut wurde. Wenn man genau hinschaut, kann man auf der rechten Straßenseite (von der Ordenskirche kommend) eine unscheinbare kleine Markgrafenkirche entdecken, die als Stiftkirche unter Markgraf Friedrich und Markgräfin Wilhelmine gebaut wurde. Wilhelmine überwachte die Bauarbeiten selbst und ließ sich in Stuckform an der Decke verewigen. Schön ist das im Rahmen einer Nachtwächterführung, denn dabei geht es unter anderem durch die Gassen Sankt Georgens, in die Ordenskirche und in die Keller unter der Stadt. Die Keller sind wirklich spannend, aus dem Felsen gehauen und durch die Jahre für verschiedene Zwecke verwendet. Auch zur Lagerung, entsprechend kalt ist es dort unten und umso wärmer ist es, wenn man wieder an die frische Sommerluft kommt. Weiter geht es dann, dem Nachtwächter mit Hellebarde und Laterne folgend, durch ein dunkelndes Sankt Georgen. Eine stimmungsvolle und unterhaltsame Weise, diese kleine Stadt in der Stadt zu erforschen, kann ich mir gar nicht vorstellen.